08.12.2020 - Digitaler Fachtag Familienzentren 2020

"Armut & Gesundheit -

Soziale Teilhabe und Lebensqualität in Familienzentren stärken“

Armut & Gesundheit

Zu der Themenreihe „Gesundheitsförderung und Prävention in Familienzentren“ fand der vierte Fachtag Familienzentren am 08. Dezember 2020 coronabedingt in einem digitalen Format als Livestream aus dem Haus am Dom in Frankfurt statt.

Die Veranstaltung wurde im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration (HMSI) von der HAGE e.V. umgesetzt. Der Fachtag stand in diesem Jahr unter dem Leitthema „Armut und Gesundheit – Soziale Teilhabe und Lebensqualität in Familienzentren stärken“.

Die Absichten des Fachtages waren, die Akteurinnen und Akteure aus Familienzentren und Mehrgenerationenhäusern sowie wichtige Kooperationspartner für das Thema „Armut und Gesundheit“ und die Bedarfe, auf die eine soziallagenbezogene Gesundheitsförderung abzielen kann, zu sensibilisieren sowie über die verschiedenen Determinanten und Facetten von gesundheitlicher Ungleichheit zu informieren. Weiter berichteten die Akteurinnen und Akteure aus Familienzentren und Mehrgenerationenhäuser zu Gelingensfaktoren sowie Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Zielgruppen, insbesondere unter aktuellen Pandemie-Bedingungen.

Robert Hübner, Hessischer Rundfunk (hr-fernsehen), leitete als Moderator durch den Tag.

Grußworte zum Fachtag

Zu Beginn der Veranstaltung wandte sich Anne Janz, Staatssekretärin des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration, in Ihrem Grußwort an die Teilnehmenden und bedankte sich bei den Familienzenten, Mehrgenerationenhäuser sowie Mütter- und Familienbildungsstätten, für ihr großes Engagement und ihre Kreativität in der Neuausrichtung von Angeboten und Erreichbarkeit der Zielgruppen besonders in den Zeiten der Pandemie.  

Dr. Katharina Böhm, Geschäftsführerin der HAGE e.V., schloss mit ihrem Grußwort an die Worte von Frau Janz an und betonte nochmal, dass die Corona-Pandemie die Armutsentwicklung sowie die soziale Ungleichheit in Deutschland sichtbar mache und verstärke.

Im Nachgang an die Grußworte stelle Dr. Jürgen Wüst, Karl-Kübel-Stiftung für Kind und Familie, die Aufgaben und das Team der neuen Landesservicestelle Familienzentren vor und verwies auf die gemeinsame Zusammenarbeit mit den Familienzentren und Mehrgenerationenhäuser im nächsten Jahr.


Freestyle Gastkünstler

Die Freestyle-Künstler Toba und Pheel, vertreten durch die Agentur Zeitbefreit, begrüßten die Teilnehmenden mit einer kurzweiligen musikalischen Einlage aus einem Rap-Freestyle und einer Beatbox Performance und begleiteten eindrucksvoll den gesamten Fachtag.




1. Fachvortrag: „Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit”

Prof. Dr. med. Dipl. Soz.-päd. Gerhard Trabert, Arzt für Allgemeinmedizin und Notfallmedizin, Professor an der Hochschule Rhein Main, Gründer und erster Vorsitzender des Vereins Armut und Gesundheit

Prof. Dr. Trabert eröffnete die Veranstaltung mit dem Einführungsvortrag „Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit – Gesundheitsversorgung ist ein Menschenrecht!“. Zu Beginn des Vortrages definierte Prof. Dr. Trabert den Armutsbegriff und zeigte anschaulich die Armutsverteilung und deren Risikofaktoren in Deutschland auf. Im Zentrum des Vortrags stand der Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit.  Dabei ging Prof. Dr. Trabert auf die verschiedenen gesundheitlichen Auswirkungen ein und thematisierte in diesem Zusammenhang die schwerwiegenden Auswirkungen der Corona-Pandemie und die ungleiche Verteilung von (Gesundheits-)Ressourcen der von Armut betroffenen Menschen in Deutschland. Am Ende seines Vortrages präsentierte Prof. Dr. Trabert drei Handlungsebenen durch die, Armut und soziale Ungleichheit in Deutschland verringert werden kann. Dazu zählt eine respektvolle und wertschätzende Kommunikation untereinander und miteinander, eine praktische, konkrete und betroffenenzentrierte Verbesserung der Gesundheitsversorgung und eine nachhaltige, strukturelle Veränderung des Gesundheitssystems.

  • Fragen/Aussagen aus dem Slido-Chat an Herrn Prof. Dr. Trabert zum Fachvortrag

    Das Thema Armut und soziale Benachteiligung immer mitzudenken. An die eingeschränkten finanziellen Ressourcen Betroffener denken. Solidaritätsprojekte anbieten, ohne dass ein öffentliches Quting eingefordert wird. Kreativität und Phantasie, wertschätzende Kommunikation.

    „Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit“

    • Diese Sprachgenauigkeit ist eine große Herausforderung für die Fachkräfte in den Einrichtungen. Ein Fortbildungsangebot für dieses Thema wäre wünschenswert.

    Dem kann ich nur zustimmen!

    • Herr Trabert, was ist der Auftrag, der aus Ihrem Vortrag an die Familienzentren ergeht?

    Das Thema Armut und soziale Benachteiligung immer mitzudenken. An die eingeschränkten finanziellen Ressourcen Betroffener denken. Solidaritätsprojekte anbieten, ohne dass ein öffentliches Quting eingefordert wird. Kreativität und Phantasie, wertschätzende Kommunikation.

    • Zählt eine Familie mit ALG2 zu extrem armen Menschen?

    Eine davon betroffene Familie zählt als von „strenger Armut betroffen“ in Deutschland, nach EU-Definition.

    • Mit unseren Angeboten, wie z.B. Tafeln leisten wir wichtige Arbeit, wir stabilisieren aber auch das dysfunktionale System.

    Genau das ist das Problem. D.h. die Hilfe ist notwendig, aber die damit Unrecht stabilisierende Komponente (Staat wird aus der Verantwortung entlassen) muss immer wieder kommuniziert und angeklagt werden.

    • Erhöhung des Hartz IV-Satzes ist schon längst überfällig, vor allem bei den Kosten für Unterkunft sind die Grenzwerte ganz weit von der Realität entfernt.

    Das stimmt! Die Wohlfahrtsverbände und die Nationale Armutskonferenz fordern seit Jahren eine deutliche Erhöhung. Eine Studie von Frau Becker (Auftragsstudie durch die Partei „Die Grünen“) errechnete einen Betrag von ca. 630€.

    • Ist mehr Geld wirklich immer die Lösung? Der Umgang mit Geld ist ein großes Problem. Wäre es nicht besser die Menschen zu unterstützen mit Geld umzugehen?

    Geld ist die Basis in unserer Gesellschaft partizipieren zu können. Schulungen im Umgang mit Geld sind natürlich auch wichtig und notwendig, aber bitte ohne Bevormundung. Bei 2.92€ pro Tag für ein 5-Jähriges Kind für Frühstück, Mittagessen und Abendbrot, hilft mir alles Wissen im Umgang mit Geld auch nicht viel weiter.

    • Worte gestalten Wirklichkeit. Sprachgenauigkeit hat etwas mit der Haltung zu tun, weit über den direkten Kontakt hinaus.

     Dem kann ich absolut zustimmen!

    • Vielen Dank für das Aufgreifen der Corona-Auswirkungen. Wir sehen genau diese Benachteiligungen bei vielen unserer Klient*innen.

    Das kann ich sehr gut verstehen und nachvollziehen.

    • Vor allem seit dem zweiten Lockdown sind unsere Mitarbeiterinnen ständig in Kontakt mit Schulen und Eltern: das auffällige Verhalten bei Kindern hat zugenommen.

    Das zeigen ebenfalls erste Studien. Kinder brauchen immer wieder ein kindgerechtes Erklären warum all die Schutzmaßnahmen notwendig sind. Dafür muss man sich Zeit nehmen. Vieles muss wiederholt werden. Und Kinder brauchen körperliche Aktivitätsmöglichkeiten, aber auch ein kreatives Betätigungs- und Verarbeitungsfeld.

    • Es ist zwar traurig, dass es Tafeln "geben muss" ... aber es hat unter anderem den kleinen Nebeneffekt, dass Tonnen von Lebensmittel gerettet werden.

    Dem kann ich auch absolut zustimmen!


2. Fachvortrag: „Soziale Teilhabe und Lebensqualität in Familienzentren stärken“

Vanessa Schlevogt, Beratung und Prozessbegleitung

Während der Fokus beim Vortrag von Prof. Dr. Trabert auf dem theoretischen Zusammenhang von Armut und Gesundheit lag, ging Vanessa Schlevogt im Detail auf Familienzentren ein. Dazu hebte sie einführend in ihrem Vortrag die gesellschaftlichen Herausforderungen für ein gesundes Aufwachsen von Kindern hervor. Auf den Wert des Early Excellence-Ansatzes anknüpfend, legte sie dar, dass durch die gesellschaftlichen Herausforderungen Chancengleichheit und Teilhabegerechtigkeit an Bedeutung gewonnen haben. Frau Schlevogt betonte die Wichtigkeit der Kinder- und Familienzentren, da sie sich der Aufgabe annehmen, die soziale Teilhabe und Lebensqualität von Familien zu stärken sowie eine chancengerechte Entwicklung von Kindern und Familien zu fördern. Ermöglicht wird dies durch die Teilhabe und Teilnahme der Kinder und Eltern. Abschließend stellte Frau Schlevogt gute Praxisbeispiele in Kinder- und Familienzentren dar, die auch während der Corona-Pandemie umgesetzt wurden.

  • Fragen/Aussagen aus dem Slido-Chat an Frau Schlevogt zum Fachvortrag

    „Soziale Teilhabe und Lebensqualität in Familienzentren stärken“

    • Können Sie aus Ihrer Beraterinnensicht ein Beispiel benennen, was Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

    Eine Beteiligung von Eltern im Rahmen eines World Cafés zur Bedarfsermittlung führte zu regelmäßigen Angeboten von Müttern für Familien in der Einrichtung (Trommel- und Tanzkurse für Familien durch Menschen) – in einer Familienkita in einem sozial benachteiligten Quartier. Empowerment!

    • Wer entscheidet was richtig oder sinnvoll für Familien ist? Hier ist eine Kultursensibilität und die Fähigkeit sich selbst infrage zu stellen nötig!

    Familien sind Expert*innen ihrer Lebenssituation: Sie können im Rahmen einer vertrauensvollen Umgebung Impulse und Unterstützung bekommen. Sie selbst entscheiden und tragen die Verantwortung für ihre Handlungen.

    • ... immer wieder gut: beispielhafte Aktionen ... einen Gemeinschaftsgarten werde ich bei einem engagierten, ortansässigen Landwirt "in Rente" anregen.

    Ein Beispiel ist der Gemeinschaftsgarten in Bad Sooden-Allendorf, vgl.

  • ... wir kooperieren sehr gut auch mit dem Verein Foodsharing - eine weitere Möglichkeit um in Kontakt mit vielen Familien zu kommen ...

Immer wieder im Sozialraum schauen: Was gibt es für andere Akteur*innen und wie können wir Begegnungen schaffen?

  • Bzgl. neuer Fördermöglichkeiten für techn. Ausstattung übers Jobcenter: Damit die Familien dies sinngemäß nutzen können braucht es Angebote- und Unterstützung.

Wichtig: Orte schaffen für Familien, in denen Medien zur Verfügung gestellt und Unterstützung bei Onlinebehördengängen etc. gegeben wird. Also PC-Raum mit Beratungsangebot im Quartier.


Im Anschluss an die Fachvorträge folgte die Podiumsdiskussion mit den Gastrednern Herr Prof. Dr. Trabert und Frau Schlevogt, bevor die Gastkünstler Toba & Pheel die beiden Vorträge im Freestyle zusammenfassten.
Nach der Mittagspause wurden Erfahrungen aus der Praxis durch vier hessische Beispiele vorgestellt.

 

1. Praxisbeispiel: Präventionsangebote und Unterstützung im Lebensraum für Alleinerziehende - Präventionsmittel im Einsatz für zwei Familienzentren in Kassel

Dr. Ute Giebhardt, Frauenbüro, Stadt Kassel

Im ersten Praxisbeispiel stellte Frau Dr. Giebhardt ein Pilotprojekt aus der Stadt Kassel vor, dessen Ziel es ist, Familienzentren als Zentrum für Gesundheitsförderung im Quartier für die Dialoggruppe der Alleinerziehenden herzustellen. Anschließend ging sie auf das erfolgreiche Präventionsprojekt

„wir2” ein, welches ein bindungstheoretisch fundiertes Elterntraining für Alleinerziehende ist.  

 

  • Fragen/Aussagen aus dem Slido-Chat an Frau Dr. Giebhardt zum Praxisbeispiel

    „Präventionsangebote und Unterstützung im Lebensraum für Alleinerziehende: Präventionsmittel im Einsatz für zwei Familienzentren in Kassel“

    • .. die dialogische Haltung in der Elternarbeit ist da das Stichwort. Die Elternbegleiter*innen - wichtige Multiplikator*innen. Tolle Vorträge. 

    Stimme ich zu!

    • Bei uns in den Frühen Hilfen gibt es auf Bundes- und Landesebene die Überlegungen inwieweit es Sinn macht diese Bindungstraining auch auf Kinder von 0-3 auszuweiten. Wie schätzen Sie diese Idee ein?

    Konkret wir2 müsste für die Situation mit ganz jungen Kindern sicher angepasst werden, aber hier ein Angebot zu machen ist auf jeden Fall wichtig. Wir versuchen in Kassel auf eine Vielfalt von Angeboten zu kommen, da die Bedarfe der Allein- bzw. Getrennterziehenden auch ganz unterschiedlich sind, ist ja auch eine heterogene Gruppe, die in ganz verschiedenen Lebenslagen auch sich findet.

    • Alleinerziehende outen sich nur ungern, das stigmatisiert häufig zu sehr :-(     

    Das ist immer das Thema, wenn man unterstützen will: Die gute Balance zwischen Benennung der Probleme, aber auch Anerkennung der Stärken, und eben Vermeiden, eine Familienform zu stigmatisieren. Ich beziehe mal die Antwort auf 6. mit ein: Ich glaube, man muss versuchen, so flexibel wie möglich Räume zu schaffen, wo AE über ihre besonderen Themen sprechen können, oder wenn sie mal bei einem Ausflug oder so keine Lust haben, mit Paar-Eltern konfrontiert zu sein, dass sie das dann auch meiden können. Andere AE, oder auch dieselben AE zu anderen Zeitpunkten, haben vielleicht keine Lust, über das Alleinerziehend-Sein definiert zu werden. Ich denke, das ist eine große Herausforderung an die Familienzentren, die Angebote machen, der wir uns aber auch stellen sollten, und Projekte dienen unter anderem dazu, das auszuprobieren.

    • Eine Ausweitung käme der Arbeit im Drop-Inklusive entgegen. Wir erkennen häufig Bedarf an Beratung und Stärkung von Erziehenden.     

    So verfolgen wir das auch in unserem Netzwerk: Informationen, die den Alleinerziehenden zur Entlastung im Alltag dienen können, sollen an vielen Stellen vorhanden sein, ebenso das Wissen darüber, wo man hin verweisen kann, z. B. wenn man denkt, so ein Angebot wie wir2 würde dieser oder dem AE gut tun.

    • Fr. Dr. Giebhardt - Sehr gut, würde ich gerne genaueres darüber erfahren :-)  

    Gerne nochmal direkt anfragen …

    • Es gibt ganz häufig keine extra Angebote für Alleinerziehende, wird aber von AE ganz viel gesucht - was eine neue Umfrage vom VAMV unter AE belegt.      

    Siehe Antwort 3.

    • Ist Wir2 ein geschützter Name?

    Ja

 

2. Praxisbeispiel: Erweiterung des KoGi Projektes im Rahmen der BZgA Förderung (zielgruppenspezifische Interventionen)

Dr. Manuela Schade, Gesundheitsamt, Stadt Frankfurt/Boujemaa Toukad, Gesundheitslotse, Stadt Frankfurt

Im zweiten Praxisbeispiel wurde das KoGi (Kommunale Gesundheitsinitiativen interkulturell)-Projekt der Stadt Frankfurt sowie dessen Erweiterung durch Frau Dr. Schade vorgestellt. In dem Projekt werden regelmäßig Menschen mit Migrationshintergrund zu KoGi-Lotsinnen und Lotsen ausgebildet, die anschließend im Auftrag des Gesundheitsamtes in spezifischen Einrichtungen (z.B. Migrantenvereine, Moscheen, kulturellen Institutionen) Migrantinnen und Migranten in ihrer jeweiligen Muttersprache, u.a. über das deutsche Gesundheitssystem sowie über Themen der Gesundheitsförderung und Prävention informieren. Ab 2021 wird durch die Modulerweiterung Krippe/Kita und Schule auch die Gesundheitskompetenz der Eltern von (Klein-)Kindern gestärkt. Herr Toukad ergänzte den Vortrag mit seinen Erfahrungen als KoGi-Lotse aus der Praxis.

  • Fragen/Aussagen aus dem Slido-Chat an Frau Dr. Schade zum Praxisbeispiel

    „KoGi – Kommunale Gesundheitsinitiativen interkulturell Weiterentwicklung spezifischer Module für Krippe/ Kita/ Schulen zur gezielten Förderung der Gesundheitskompetenzen von Eltern durch interkulturelle Gesundheitslots*innen“

    • Sind die Gesundheitslotsen angestellt beim Gesundheitsamt / Stadt Frankfurt? Oder sind sie rein ehrenamtlich?

    Die Gesundheitslotsen haben einen Ehrenamtsvertrag über den Kooperationspartner Mehrgenerationenhaus Gallus, bei dem sie ihre geleisteten Tätigkeiten abrechnen. Das Mehrgenerationenhaus hat dazu vom Gesundheitsamt Gelder zur Verfügung gestellt bekommen.

    • Wie ist das Procedere, um sich als KoGi Lotsen bzw. Multiplikatoren zu bewerben?

    Bewerbungsakquise gerade erfolgt. Bewerben konnten sich Menschen mit: Interkultureller Kompetenz, Mehrsprachigkeit, Ausreichender Deutschkenntnis, Pädagogischer oder medizinischer Hintergrund wünschenswert. Es wird angestrebt vorrangig Personen aus dem Pilotstadtteil Höchst und Unterliederbach auszubilden, sollten von dort nicht genügend Bewerber sein, wird mit Bewerbern aus anderen Stadtteilen gefüllt.

    Bewerbungen waren zu richten an Kooperationspartner mit Lebenslauf und Motivationsschreiben. Am 15. Dezember findet erste Infoveranstaltung statt mit Bewerbern. Start Ausbildung am 14.02.2020

    • Kompetenz-Vermittlung ist das Schlagwort. Neben "Lotsen" für Gesundheit sind aber auch "Lotsen" für die Lebensbereiche wie z. B. Geld, Erziehung, Ernährung, Sprache/Kommunikation, Religion/Kultur, Freizeitbereich oder auch Bildung/Schule/Kita oft hilfreich!

    Die Themen Ernährung. Erziehung, Sprache, Bildung Schule und Kita sowie Übergänge werden in dem Curriculum für Krippe/Kita und Grundschule berücksichtigt.

    • Ist das Projekt Gesundheitslotsen auch dem Gesundheitsamt Bergstraße bekannt? Ist ein interessanter Ansatz!

    Das wissen wir leider nicht, aber das Gesundheitsamt Bergstraße kann gerne zu uns Kontakt aufnehmen.

    • Es freut mich zu hören, dass die Nachbereitung (Bericht) den Gesundheitslotsen auch bezahlt wird. Ist nicht immer so.

    Ja, das ist hier aber schon seit Anbeginn so umgesetzt worden.

  • Fragen/Aussagen aus dem Slido-Chat an Herr Toukad zum Praxisbeispiel

    „KoGi – Kommunale Gesundheitsinitiativen interkulturell Weiterentwicklung spezifischer Module für Krippe/ Kita/ Schulen zur gezielten Förderung der Gesundheitskompetenzen von Eltern durch interkulturelle Gesundheitslots*innen“

    • Ein ganz wichtiger Gedanke Herr Toukad "welches Gesundheitsverständnis ist in welchem kulturellen Kontext zu finden". Vielen Dank, das nehme ich mit.

    Migrant*innen mit arabischem und islamischen Hintergrund, vor allem aus der 1. Bzw. 2. Generation, haben ein anderes Verständnis von Gesundheit und Krankheit. Sie kümmern sich eher um ihre physische Erkrankung und glauben stark an die Heilungskraft der Medizin u. der Medikamente. In dem Patient-Arzt-Verhältnis sind sie sehr passiv (sie sind unkritisch, sie stellen keine Forderungen und lassen sich gerne viele Medikamente verschreiben). Die psychische Erkrankung wird kaum ernst genommen und wird einem „verrückt sein“ für immer gleichgestellt. Die sozialen bzw. emotionellen Umstände der Krankheit werden nicht als Ursachen beachtet und kaum für wichtig gehalten.

    • Es freut mich zu hören, dass die Nachbereitung (Bericht) den Gesundheitslotsen auch bezahlt wird. Ist nicht immer so.

    Ich kann hier Fr. Dr. Schade nur bestätigen. Wenn man zusätzlich zum Vortrag/Einsatz noch den Berichtsbogen erstellt, wird das auch extra bezahlt.

 

3. Praxisbeispiel: Modellprojekt: Verzahnung von Arbeits- und Gesundheitsförderung in der kommunalen Lebenswelt

Dr. Eva-Maria Lauckner, Projektleitung, HAGE e.V./Angelina Weiß, Referentin der Gesundheitsförderung, HAGE e.V.

Im dritten Praxisbeispiel stellten Frau Dr. Lauckner und Frau Weiß das Modellprojekt zur Verzahnung von Arbeits- und Gesundheitsförderung in der kommunalen Lebenswelt vor. Das Projekt begleitet Jobcenter bzw. Agenturen für Arbeit an 12 Standorten in Hessen und hat das Ziel, die Gesundheit und die Beschäftigungsfähigkeit von erwerbslosen Menschen zu verbessern. Frau Dr. Lauckner und ihr Team bieten gemeinsam mit den Jobcentern zielgruppengerechte, niedrigschwellige und bedarfsorientierte Angebote für erwerbslose Menschen an und fördern somit die gesundheitsförderlichen Strukturen in den Kommunen.

4. Praxisbeispiel: Senioren Post: Seniorenarbeit im Mehrgenerationenhaus SchillerHaus

Christiane Rasmussen, Projektkoordinatorin, Mehrgenerationenhaus SchillerHaus, Rödermark

Frau Rasmussen stellte im vierten Praxisbeispiel die Senioren Post des Mehrgenerationenhauses SchillerHaus vor. Die Senioren Post wurde während der Corona-Pandemie angeboten und ist eine Art Zeitschrift für Seniorinnen und Senioren in Rödermark. Entwickelt wurde die Zeitschrift, da die Teilnahme an Aktivitäten des Mehrgenerationenhauses für Seniorinnen und Senioren nicht mehr möglich war. Die Idee der Senioren Post ist es, Seniorinnen und Senioren trotz der Corona-Pandemie zu erreichen und mit ihnen in Kontakt zu bleiben, um gegen Vereinsamung und soziale Isolation vorzugehen. Inhalte der Senioren Post sind Geschichten, Rätsel und Bewegungstipps mit Bezug zu Rödermark, wichtige Informationen zur aktuellen Situation und Anlaufstellen der Stadt sowie Geschichten und Erinnerungen der Leserinnen und Leser. Drei Ausgaben der Senioren Post sind bisher erschienen und es sollen noch weitere im nächsten Jahr folgen.

  • Fragen/Aussagen aus dem Slido-Chat an Frau Rasmussen zum Praxisbeispiel

    „Senioren Post: Seniorenarbeit im Mehrgenerationenhaus SchillerHaus“

    • Wie oft erscheint die Seniorenpost und wer trägt die Kosten? Finanzierung über die Pandemiezulage?

    Die Senioren-Post seit Mai 2020 alle 3 Monate. Ich denke wir behalten das erstmal so bei. Die Kosten der Zeitung (eventuelle Beiträge, Druckkosten und Gehalt) werden über die Förderung des Programms Mehrgenerationenhäuser bezahlt (in diesem Jahr gab es noch eine Aufstockung für ein Corona-Projekt).

    • Wie wird die Seniorenpost verteilt?

    Auslage: Rathäuser, Apotheken, Stadtteilzentren, öffentliche Bücherschränke, Seniorenheimen

    Verteilung: über Mitarbeiter*Innen der Seniorenarbeit in Rödermark, Interessierte (Bekannte, Verwandte, etc); Pflegedienste Ausnahme Weihnachtsausgabe: Versand an alle 70+ über Post

    • Die Idee mit der Senioren-Post gefällt mir sehr. In Eschwege am Heuberg gibt es eine Stadtteilzeitung. Dort habe ich gute Erfahrungen mit "Publisher" gemacht.

    Danke für den Tipp mit dem „Publisher“. Anfang nächsten Jahres steht eine Besprechung an um die Arbeit zu optimieren und auch ein neues Programm zu finden!


Ausblick und Abschluss  

Zum Abschluss des Fachtages bedankte sich Edith Kunze, Referat Familie des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration (HMSI), für die informativen Vorträge, Praxisbeispiele sowie die rege Beteiligung der Teilnehmenden und die Arbeit aller Beteiligten, die zum Gelingen der Fachtagung beigetragen haben. Da für viele Menschen Familienzentren einen Anker im Sozialraum, insbesondere auch in Zeiten der Corona-Pandemie, darstellen, betonte sie die Bedeutung dieser und dankte für die kreativen Lösungen in dieser besonderen Zeit. Derzeit gibt es 181 geförderte Familienzentren in Hessen. Ein Ausbau ist in Planung. Frau Kunze wies auf die Sonderförderung bis 5.000 € für Corona-bedingte Mehrausgaben in diesem Jahr hin, die für digitale Ausstattung und erweiterte Hygienemaßnahmen beantragt werden konnten.

Der Fachtag wurde durch das Freestyle-Duo Toba & Pheel musikalisch resümierend beendet.

Insgesamt nahmen 170 Fachkräfte aus den Bereichen Familienzentren, Mehrgenerationenhäuser, Mütter- und Familienbildungsstätten, Kinder- und Jugendhilfe, Senioren- und Nachbarschaftshilfen, öffentliches Gesundheitswesen sowie weitere Kooperationspartner und Interessierte aller Regionen Hessens teil.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Referentinnen und Referenten und allen, die zur digitalen Umsetzung und zum Gelingen des 4. Fachtages Familienzentren „Armut und Gesundheit – Soziale Teilhabe in Familienzentren stärken“ beigetragen haben. Wir freuen uns über Ihre Teilnahme und über ein baldiges Wiedersehen!




  • Programm

    Tagesmoderation: Robert Hübner, Hessischer Rundfunk (HR)

    09:45 Uhr Ankommen

    10:00 Uhr Begrüßung und Grußworte

    • Anne Janz, Hessische Staatssekretärin für Soziales und Integration
    • Dr. Katharina Böhm, Geschäftsführerin HAGE e. V.

    10:15 Uhr Gastkünstler

    • Toba & Pheel, Zeitbefreit

    10:25 Uhr Einführung: Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit

    • Prof. Dr. med. Dipl. Soz.-päd Gerhard Trabert, Hochschule RheinMain, University of Applied Sciences, 1.Vorsitzender Armut und Gesundheit in Deutschland e. V.

    10:55 Uhr Kaffeepause

    11:05 Uhr Fachvortrag: Soziale Teilhabe und Lebensqualität in Familienzentren stärken

    • Vanessa Schlevogt, Beratung und Prozessbegleitung

    11:35 Uhr Podiumsdiskussion mit den Gastrednern

    11:50 Uhr Gastkünstler

    • Toba & Pheel, Zeitbefreit

    12:00 Uhr Mittagspause

    12:30 Uhr Praxisbeispiele stellen sich vor (Teil 1)
    Vorstellung von Good Practice Beispielen bzw. Gute Ansätze in der Zusammenarbeit mit vulnerablen Bevölkerungsgruppen

    Stärkung der sozialen Teilhabe und Lebensqualität von:

    ➜ Alleinerziehenden
    Präventionsangebote und Unterstützung im Lebensraum für Alleinerziehende
    Präventionsmittel im Einsatz für zwei Familienzentren in Kassel

    • Dr. Ute Giebhardt, Frauenbüro, Stadt Kassel

     ➜ Menschen mit Migration und/oder Fluchterfahrung
    KoGi –Kommunale Gesundheitsinitiativen interkulturell
    Weiterentwicklung spezifischer Module für Krippe/ Kita/ Schulen zur gezielten Förderung der Gesundheitskompetenz von Eltern durch interkulturelle Gesundheitslots*innen

    • Dr. Manuela Schade, Gesundheitsamt, Stadt Frankfurt
    • Boujemaa Toukad, Gesundheitslotse, Stadt Frankfurt

    13:00 Uhr Pause

    13:10 Uhr Praxisbeispiele stellen sich vor (Teil 2)

    ➜ Erwerbslose Menschen
    Verzahnung von Arbeits- u. Gesundheitsförderung in der kommunalen Lebenswelt

    •  Referent*innen der Gesundheitsförderung, HAGE e. V.

    ➜ Ältere Menschen
    Senioren Post
    Seniorenarbeit im Mehrgenerationenhaus SchillerHaus

    • Christiane Rasmussen, Projektkoordinatorin, Mehrgenerationenhaus SchillerHaus, Rödermark

    13:40 Uhr Diskussionsrunde mit Referentinnen und Referenten

    14:00 Uhr Ausblick & Abschluss

    • Edith Kunze, Hessisches Ministerium für Soziales und Integration

    14:15 Uhr Gastkünstler

    • Toba & Pheel, Zeitbefreit

    14:30 Uhr Verabschiedung


  • Gastkünstler


    Toba & Pheel

    Das Rap-Beatbox-Duo Toba & Pheel fasst Eventinhalte live zusammen. Beatboxer Pheel gibt den Rhythmus vor, während Rapper Toba die Kernthemen des Events in Reime verpackt. Souverän, sympathisch und schlagfertig entsteht so eine ganz besondere Art der Veranstaltungs-Zusammenfassung.

    Mit mehr als 15 Jahren Bühnenerfahrung sind Toba & Pheel ein einzigartiger Event-Act, der regelmäßig sein Publikum überrascht und begeistert. Neben der reinen Event-Zusammenfassung im Rap mit Beatbox sind auch Warm-ups mit Publikumsinteraktion, Teambuildings, Rap- bzw. Beatbox-Workshops und Firmensong buchbar. Weitere Informationen unter: www.zeitbefreit.de.


    Bilder Toba &Pheel: © Agentur Zeitbefreit



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Bild: © Thomas Reimer – stock.adobe.com